Handlungsleitfaden/Moderation in konkreten Situationen: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Grundverständnis: Was ist Provokation in unserer Community?'''</p>
'''Grundverständnis: Was ist Provokation in unserer Community?'''</p>


Der vorgelegte Entwurf definiert Provokation als eine Äußerung, die eine Gegenreaktion erzwingen soll, ohne direkt beleidigend zu sein. Diese Definition ist ein guter Ausgangspunkt, aber für unsere Arbeit zu undifferenziert. In der Praxis ist Provokation ein Spektrum an Verhaltensweisen.
Provokation wird als eine Äußerung, die eine Gegenreaktion erzwingen soll, ohne direkt beleidigend zu sein, definiert. Diese Definition ist ein guter Ausgangspunkt, aber für unsere Arbeit zu undifferenziert. In der Praxis ist Provokation ein Spektrum an Verhaltensweisen.


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<li><strong>Regelkonform?</strong> Niemals. Dies erfordert das härteste und schnellste Eingreifen.</li>
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=== Drohungen ===
=== Drohungen ===
<p>'''Grundverständnis: Die Anatomie einer Drohung'''</p>
<p>'''Grundverständnis: Die Anatomie einer Drohung'''</p>

Version vom 9. September 2025, 10:53 Uhr

Moderation in konkreten Situationen

Was ist was? Beleidigung, Provokation und mehr

Beleidigungen

Grundverständnis und Definition


Eine Beleidigung ist ein direkter, ehrverletzender Angriff auf eine Person mit der Absicht, diese herabzuwürdigen. Im Gegensatz zur Provokation, die eine Reaktion erzwingen will, oder der Verleumdung, die falsche Tatsachen verbreitet, zielt die Beleidigung direkt auf die Verletzung des Gegenübers.


Unsere Herausforderung als Moderatoren ist es, die enorme Bandbreite von Beleidigungen – von kindischer Neckerei bis hin zu menschenverachtender Hassrede – korrekt einzuordnen und angemessen darauf zu reagieren. Der Kontext (Beziehung der Mitglieder, Channel-Thema, Gesprächsverlauf) ist dabei entscheidend, darf aber niemals als Ausrede für inakzeptables Verhalten dienen

Klassifizierung und Maßnahmen

Wir unterteilen Beleidigungen in drei Hauptkategorien, die unterschiedliche Eingriffsstufen erfordern.

Kategorie 1: Graubereich & leichte Angriffe

Hierzu zählen subtile oder weniger gravierende Äußerungen, die oft an der Grenze des Akzeptablen liegen.

  • Arten:
    • Kindliche Äußerungen: Impulsive, wenig verletzende Aussagen wie „Du bist doof“, „blöde Kuh“.
    • Indirekte/Passiv-aggressive Angriffe: Sarkastische oder zynische Bemerkungen wie „Manche haben’s halt nicht so mit Intelligenz“ oder „Interessant, wie wenig Ahnung manche Leute haben…“.
  • Analyse: Diese Angriffe stören die Atmosphäre, sind aber selten ein Grund für harte Sanktionen. Oft ist die Intention eher, zu sticheln als tief zu verletzen.
  • Handlungsprotokoll:
    • Priorität hat Deeskalation: Oft ist es am besten, die Situation zu beobachten. Greife nur ein, wenn es eskaliert oder sich ein Mitglied beschwert.
    • Freundliche Ermahnung: Eine öffentliche Nachricht wie "Bitte bleibt sachlich und werdet nicht persönlich" kann ausreichen.
    • Bei Wiederholung: Zeigt ein Mitglied wiederholt solches Verhalten, ist eine private Verwarnung oder ein kurzer Mute zur Unterbrechung des Musters sinnvoll.

Kategorie 2: Direkte & herabwürdigende Angriffe

Dies ist der "klassische" Fall einer Beleidigung, bei dem die Absicht, zu verletzen, eindeutig ist.

  • Arten:
    • Allgemeine Herabwürdigungen: Aussagen, die auf persönliche Eigenschaften abzielen, wie „du Versager“, „einfach nur peinlich“, „geh dich mal waschen“.
    • Vulgäre Kraftausdrücke: Grobe Schimpfwörter wie „Arschloch“, „Wichser“, „Fick dich“.
  • Analyse: Diese Beleidigungen sind ein klarer Regelverstoß. Der Kontext (ernster Streit vs. flapsiger Ton unter Freunden) bestimmt jedoch die Härte der Reaktion.
  • Handlungsprotokoll:
    • Kontext prüfen: Ist es ein offensichtlicher, feindseliger Angriff? -> Sofortiger Mute oder kurze Sperre (1-3 Tage).
    • Ist es im Kontext unter Freunden? -> Eine strenge, private Verwarnung kann ausreichen, verbunden mit der Ansage, dass dies öffentlich nicht toleriert wird.

Kategorie 3: Inakzeptable & grenzüberschreitende Angriffe (Null-Toleranz-Zone)

Diese Kategorie umfasst Beleidigungen, die die Grundwerte der Community verletzen und unter keinen Umständen toleriert werden. Der Kontext spielt hier kaum noch eine Rolle; die Aussage selbst ist der Verstoß.

  • Arten:
    • Diskriminierende Beleidigungen (Hassrede): Angriffe auf Herkunft, Religion, sexuelle Orientierung, Geschlecht oder Behinderung („Scheiß Ausländer“, „schwule Sau“, „du Spasti“).
    • Sexuell übergriffige Beleidigungen: Objektifizierende, sexualisierende Aussagen wie „Schlampe“, „zieh dich aus, du Nutte“.
    • Pathologisierung / Pseudo-Diagnosen: Verletzende "Diagnosen" wie „du bist doch psychisch krank“, „sieht man, dass du auf der Förderschule warst“.
  • Analyse: Dies sind schwere Verstöße, die sofortiges und entschlossenes Handeln erfordern, um das Opfer und die Community zu schützen.
  • Handlungsprotokoll:
    • Harte und sofortige Sanktion: Eine deutliche temporäre bis hin zur permanenten Sperre ist hier die Standardreaktion, auch bei Erstvergehen.
    • Meldung: Insbesondere bei Hassrede und sexueller Belästigung ist der Vorfall intern zu dokumentieren.

Provokationen

Grundverständnis: Was ist Provokation in unserer Community?

Provokation wird als eine Äußerung, die eine Gegenreaktion erzwingen soll, ohne direkt beleidigend zu sein, definiert. Diese Definition ist ein guter Ausgangspunkt, aber für unsere Arbeit zu undifferenziert. In der Praxis ist Provokation ein Spektrum an Verhaltensweisen.




Unsere Arbeitsdefinition lautet: Eine Provokation ist ein Kommunikationsbeitrag, dessen primäres Ziel nicht der konstruktive Austausch, sondern die gezielte Störung der Gesprächsatmosphäre, das Hervorrufen negativer emotionaler Reaktionen oder das Ausloten und Verschieben von Regelgrenzen ist. Der entscheidende Faktor ist die Intention. Ein Mitglied, das unbeholfen eine kontroverse Meinung äußert, ist kein Provokateur. Ein Mitglied, das gezielt kontroverse Meinungen formuliert, um Streit zu säen, ist einer.


2. Die Anatomie der Provokation: Eine Klassifizierung

Um effektiv und fair handeln zu können, müssen wir verstehen, mit welcher Art von Provokation wir es zu tun haben. Ich unterteile sie in vier Eskalationsstufen:

Stufe 1: Das Sticheln (Banter / Foppen)

  • Beschreibung: Neckereien, ironische Bemerkungen oder spielerische Herausforderungen, oft zwischen Mitgliedern, die sich kennen. Der Ton ist meist leicht und nicht böswillig.
  • Beispiel: "Na, hast du heute wieder deine Weisheiten aus dem Kalenderblatt gekramt?" in einem lockeren Gespräch.
  • Grenze zur Regelverletzung: Die Grenze ist überschritten, wenn das Gegenüber signalisiert, dass es nicht erwünscht ist, oder wenn es für Außenstehende wie Mobbing wirkt. Der Kontext (Beziehung der Mitglieder zueinander, allgemeine Channel-Stimmung) ist hier alles.
  • Regelkonform? In der Regel ja, solange es im Rahmen bleibt und von den Beteiligten als harmlos empfunden wird.

Stufe 2: Das Ködern (Baiting / Gezieltes Trolling)

  • Beschreibung: Dies ist die "klassische" Provokation. Das Mitglied wirft einen Köder aus und wartet darauf, dass jemand anbeißt. Ziel ist es, eine Diskussion zu entgleisen oder Mitglieder zu unüberlegten, sanktionierbaren Reaktionen zu verleiten.
  • Techniken:
    • Bad-Faith-Fragen: Scheinbar unschuldige Fragen, die darauf abzielen, eine Debatte ins Absurde zu führen ("Aber können wir wirklich sicher sein, dass der Himmel blau ist? Beweis es mir!").
    • Sea-Lioning: Das penetrante Nachfragen nach Beweisen und Quellen für jede noch so banale Aussage, um den Gesprächspartner zu zermürben.
    • Concern Trolling: Scheinbare Sorge äußern, um eine Position zu untergraben ("Ich mache mir ja nur Sorgen, dass diese progressive Haltung unsere traditionellen Mitglieder verprellen könnte.").
  • Grenze zur Regelverletzung: Die Grenze ist überschritten, wenn das Verhalten die Kommunikation aktiv stört und der konstruktive Austausch verunmöglicht wird. Die Intention, zu stören, ist hier oft klar erkennbar.
  • Regelkonform? Nein. Dies ist eine aktive Störung der Community und muss unterbunden werden.

Stufe 3: Die persönliche Provokation (Goading / Persönlicher Angriff)

  • Beschreibung: Die Provokation verlässt die Sachebene und zielt auf die Person ab. Es geht nicht mehr darum, eine Diskussion zu stören, sondern eine einzelne Person zu treffen, herabzusetzen oder bloßzustellen. Dies geschieht oft unterhalb der Schwelle einer direkten Beleidigung.
  • Beispiele: "Jemand, der so einfache Zusammenhänge nicht versteht, sollte sich vielleicht lieber aus solchen Diskussionen heraushalten." oder "Kein Wunder, dass du so denkst, bei dem Job/Hobby/etc."
  • Grenze zur Regelverletzung: Diese Grenze ist immer überschritten. Persönliche Angriffe sind niemals Teil einer konstruktiven Debatte.
  • Regelkonform? Eindeutig nein.

Stufe 4: Die ideologische Provokation (Dog Whistling / Systematische Zersetzung)

  • Beschreibung: Die subtilste und gefährlichste Form. Hier werden gezielt mehrdeutige Aussagen, Codes oder "Hundepfeifen" (Dog Whistles) verwendet, die für Uneingeweihte harmlos klingen, von einer bestimmten Zielgruppe aber als radikale oder extremistische Botschaft verstanden werden. Das Ziel ist die Normalisierung von schädlichem Gedankengut und die Vergiftung des Community-Klimas.
  • Beispiel: Verwendung von bestimmten Zahlenkombinationen, Emojis oder Formulierungen, die in extremistischen Kreisen bekannt sind.
  • Grenze zur Regelverletzung: Immer überschritten. Dies ist ein Angriff auf die Grundwerte der Community.
  • Regelkonform? Niemals. Dies erfordert das härteste und schnellste Eingreifen.

Drohungen

Grundverständnis: Die Anatomie einer Drohung

Eine Drohung ist mehr als nur die Absicht, Angst zu erzeugen. Sie ist ein direkter Angriff auf die Sicherheit und das Wohlbefinden eines Mitglieds und der gesamten Community.


Unsere Arbeitsdefinition lautet: Eine Drohung ist die explizite oder implizite Ankündigung, einer Person oder einer Gruppe Schaden zuzufügen. Dieser Schaden kann physischer, psychischer, materieller oder digitaler Natur sein.

Im Gegensatz zur Provokation gibt es bei Drohungen keinen Spielraum für Interpretation oder "Humor". Wir verfolgen eine Null-Toleranz-Politik. Die Frage ist nicht, ob wir handeln, sondern nur, wie schnell und wie umfassend.

2. Klassifizierung von Drohungen und Sofortmaßnahmen

Um schnell und angemessen reagieren zu können, unterscheiden wir drei Eskalationsstufen. Die Maßnahmen sind den jeweiligen Stufen direkt zugeordnet.

Stufe 1: Implizite & konditionale Drohungen

  • Beschreibung: Aussagen, die eine negative Konsequenz in den Raum stellen, ohne eine direkte Gewalttat anzukündigen. Sie zielen auf Einschüchterung ab und vergiften die Atmosphäre.
  • Beispiele:
    • "Pass lieber auf, was du sagst."
    • "Für solche Aktionen gibt es irgendwann die Quittung."
    • "Wenn du mich meldest, sorge ich dafür, dass du hier keinen Spaß mehr hast."
    • "Ich weiß, wo du wohnst." (Ohne weitere Ausführung)
  • Analyse: Diese Drohungen sind oft ein Test, wie weit ein Mitglied gehen kann. Sie sind nicht unmittelbar lebensbedrohlich, aber ein klarer Verstoß gegen unseren Community Knigge.

Stufe 2: Explizite Drohungen (Gewalt & Sachbeschädigung)

  • Beschreibung: Die Ankündigung von konkreter Gewalt gegen Personen, Tiere oder Eigentum sowie digitale Angriffe. Die Ernsthaftigkeit ist hier nicht mehr zu diskutieren.
  • Beispiele:
    • "Ich schlag dir die Zähne aus."
    • "Ich werde deinen Account hacken."
    • "Warte nur, bis ich dich auf der [Messe/Convention/etc.] treffe, dann gibt's was."
    • "Deine Konsole/dein PC wird bald nicht mehr funktionieren."
  • Analyse: Dies ist ein direkter Angriff. Die Absicht ist eindeutig feindselig und zielt darauf ab, akute Angst auszulösen.

Stufe 3: Glaubhafte Drohungen gegen Leib und Leben

  • Beschreibung: Dies ist der absolute Ernstfall. Eine Drohung, die durch Details, spezifische Pläne oder die Andeutung von Waffen eine unmittelbare und reale Gefahr für das Leben einer Person darstellt.
  • Beispiele:
    • "Ich weiß, dass du um 15 Uhr bei [Adresse] aus dem Haus kommst. Ich werde mit einem Messer auf dich warten."
    • Ankündigungen von Amokläufen, Terrorakten oder Suizid in Verbindung mit Gewalt gegen andere.
    • Das Posten von Bildern von Waffen im Kontext einer Drohung.
  • Analyse: Hier endet unsere Zuständigkeit als Moderatoren und es beginnt die Zuständigkeit der Strafverfolgungsbehörden. Jede Sekunde zählt. Es spielt keine Rolle, ob es sich um einen "Scherz" handeln könnte. Wir behandeln es als 100 % real.

Stalking

Grundverständnis: Was ist Stalking auf unserer Plattform?


Unsere Arbeitsdefinition lautet: Online-Stalking (oder Cyberstalking) ist ein Verhaltensmuster, bei dem ein Mitglied einem anderen Mitglied wiederholt und unerwünscht nachstellt, ihn überwacht oder kontaktiert, um ihn zu belästigen, einzuschüchtern oder Kontrolle über ihn auszuüben. Das entscheidende Merkmal ist das Muster – Stalking ist selten ein einzelner Vorfall, sondern eine Kette von Handlungen, die für das Opfer eine erhebliche Belastung darstellen.

Im Gegensatz zu einer einmaligen Beleidigung oder Drohung ist Stalking oft subtil. Unsere Aufgabe ist es, die Muster zu erkennen und die Berichte der Betroffenen ernst zu nehmen, auch wenn einzelne Nachrichten isoliert betrachtet harmlos wirken mögen.

2. Die Phasen des Stalkings: Erkennen und Handeln

Wir unterteilen Online-Stalking in drei Eskalationsstufen. Jede Stufe erfordert eine spezifische Reaktion des Moderationsteams.

Stufe 1: Unerwünschte und penetrante Kontaktaufnahme

  • Beschreibung: Ein Mitglied ignoriert klare verbale oder nonverbale Signale (z. B. "Lass mich in Ruhe", Ignorieren von Nachrichten, Verlassen eines Gesprächs), den Kontakt einzustellen. Das Verhalten ist aufdringlich, aber noch nicht offen feindselig.
  • Beispiele:
    • Wiederholte Privatnachrichten trotz der Bitte, dies zu unterlassen.
    • Ständiges Anpingen (@-Mention) des Opfers in öffentlichen Kanälen, um eine Reaktion zu erzwingen.
    • Dem Opfer in verschiedene Channels "nachreisen" und sich sofort in dessen Gespräche einklinken.
  • Analyse: Dies ist die Frühphase. Der Stalker testet Grenzen. Hier können wir oft durch eine klare Ansage deeskalieren und dem Opfer zeigen, dass wir es schützen.
  • Handlungsprotokoll:
    • Private Kontaktaufnahme mit dem Opfer: Wenn ein Mitglied Stalking meldet, nimm Kontakt auf. Höre zu und frage nach Details und Screenshots. Versichere dem Mitglied, dass wir die Meldung ernst nehmen.
    • Klare Verwarnung an den Täter: Kontaktiere das beschuldigte Mitglied privat.
    • Dokumentation: Lege einen internen Vermerk zu beiden Mitgliedern an, der den Vorfall, die Verwarnung und das Datum festhält. Dies ist die Grundlage für alle weiteren Schritte.

Stufe 2: Überwachung und gezielte Belästigung

  • Beschreibung: Der Stalker beginnt, das Opfer aktiv zu überwachen und dieses Wissen zu nutzen, um es einzuschüchtern. Die Belästigung wird systematischer.
  • Beispiele:
    • Der Täter kommentiert die Online-Zeiten des Opfers ("Warst ja heute Nacht lange online.").
    • Erwähnen von Informationen, die das Opfer in anderen, nicht verwandten Channels oder sogar auf anderen Plattformen geteilt hat, um zu zeigen, dass er alles mitliest.
    • Systematisches Herabwürdigen des Opfers.
    • Kontaktaufnahme zu Freunden des Opfers auf der Plattform, um Informationen zu sammeln oder Gerüchte zu streuen.
  • Analyse: Die Grenze zur gezielten psychischen Belästigung ist überschritten. Das Verhalten zielt darauf ab, dem Opfer das Gefühl zu geben, nirgendwo auf der Plattform sicher zu sein.
  • Handlungsprotokoll:
    • Erneuter Kontakt mit dem Opfer: Frage nach neuen Vorfällen und sichere alle Beweise (Screenshots, Zeitstempel).
    • Sanktion: Eine vorherige Verwarnung (Stufe 1) hat entweder bereits stattgefunden oder wird durch die Schwere des Verhaltens überflüssig. Eine signifikante temporäre Sperre (z. B. 7 Tage) ist die angemessene Reaktion.
    • Begründung der Sperre: In der Sperr-Nachricht wird klargestellt: "Dein Account wurde aufgrund von systematischem Stalking und Belästigung gegenüber einem anderen Mitglied temporär gesperrt. Dieses Verhalten, insbesondere das Überwachen von Aktivitäten und die unerwünschte Kontaktaufnahme, wird auf unserer Plattform nicht toleriert. Bei Wiederholung erfolgt eine permanente Sperre."
    • Umfassende Dokumentation: Alle neuen Beweise und die verhängte Maßnahme werden vermerkt.

Stufe 3: Eskalation und Umgehung von Schutzmaßnahmen




    Beschreibung: Der Stalker lässt sich durch Blockaden und erste Sanktionen nicht aufhalten. Das Verhalten wird aggressiver und beinhaltet oft die Umgehung von Regeln und technischen Barrieren.



  • Beispiele:
    • Sanktionsumgehung: Erstellen von neuen Accounts, um das Opfer nach einer Sperre oder Blockade weiterhin zu kontaktieren.
    • Die Belästigung weitet sich zu offenen Drohungen oder massiven Beleidigungen aus (Überschneidung mit den anderen Leitfäden).
    • Doxing: Das Androhen oder tatsächliche Veröffentlichen von privaten Informationen des Opfers.
  • Analyse: Dies ist die höchste Eskalationsstufe im Online-Stalking. Der Täter zeigt kriminelle Energie und ein vollständiges Desinteresse an unseren Regeln und der Sicherheit anderer.
  • Handlungsprotokoll:
    • Permanente Sperre: Der Hauptaccount wird sofort und permanent gesperrt.
    • Beweissicherung für externe Stellen: Sammle und archiviere das gesamte Dossier (alle Meldungen, Screenshots, Account-Daten, IPs).
    • Unterstützung des Opfers: Informiere das Opfer über die permanenten Sperren. Gib ihm eine klare Zusammenfassung der gesammelten Beweise an die Hand und rate ihm dringend, damit zur Polizei zu gehen. Biete die volle Kooperation der Plattform im Rahmen einer offiziellen polizeilichen Anfrage an.

Werbung

Grundverständnis: Warum ist Werbung bei uns verboten?


Unsere Arbeitsdefinition lautet: Werbung ist jeder Versuch, Mitglieder aktiv von unserer Plattform auf externe, unmoderierte Kanäle (Messenger, andere soziale Netzwerke, Verkaufsplattformen) oder zu kommerziellen Zwecken umzuleiten.



Dies ist untersagt, weil es:

  • Die Sicherheit der Mitglieder gefährdet: Wir können auf externen Plattformen niemanden vor Betrug, Belästigung oder unangemessenen Inhalten schützen.
  • Unsere Regeln untergräbt: Oft dient die Abwerbung dazu, Inhalte zu teilen oder Verhaltensweisen an den Tag zu legen, die bei uns verboten sind.
  • Die Community schwächt: Unser Ziel ist es, hier einen lebendigen und sicheren Ort zu schaffen. Aktive Abwerbung wirkt dem entgegen.

Unsere Aufgabe ist es, diesen Grundsatz fair, aber konsequent durchzusetzen.

2. Klassifizierung von Werbung und zugehörige Maßnahmen

Nicht jede Form von Werbung ist gleich. Die Intention und die Methode bestimmen unser Vorgehen. Wir unterscheiden drei klare Stufen.

Stufe 1: Die naive Verlinkung

  • Beschreibung: Ein Mitglied, oft neu oder unerfahren, teilt einen Link zu seinem Social-Media-Profil (z. B. Instagram, TikTok) oder einer persönlichen, nicht-kommerziellen Seite in seinem Profil oder in einem passenden Kontext. Es ist keine böswillige Abwerbe-Absicht erkennbar.
  • Beispiele:
    • "Mein Instagram ist [Nutzername]" im Readme-Text.
    • Ein Mitglied postet in einem Gaming-Channel: "Hier ist mein Twitch-Kanal, ich streame das Spiel gerade."
  • Analyse: Hier liegt meist Unwissenheit über die Regeln vor. Das Ziel ist Aufklärung, nicht Bestrafung.
  • Handlungsprotokoll:
    • Freundliche private Kontaktaufnahme: Schreibe dem Mitglied eine Nachricht. Verwende einen standardisierten, aber freundlichen Text.
      • Vorlage: "Hallo [Nutzername], wir haben gesehen, dass du einen Link zu [Plattform] in deinem Profil/im Chat geteilt hast. Bitte beachte, dass Werbung für externe Plattformen und Profile bei uns laut Regeln nicht gestattet ist. Wir tun dies, um die Community hier zu halten und alle Mitglieder zu schützen. Bitte entferne den Link. Danke für dein Verständnis!"
    • Frist setzen & Beobachten: Gib dem Mitglied eine angemessene Frist (z.B. 24 Stunden) zur Entfernung.
    • Keine Sofort-Sanktion: In diesem Fall wird keine Sperre verhängt. Erst wenn das Mitglied die Aufforderung ignoriert oder sich weigert, wird die Maßnahme auf Stufe 2 angehoben.

Stufe 2: Die systematische Abwerbung

  • Beschreibung: Ein Mitglied versucht gezielt und wiederholt, die Kommunikation auf eine externe, private Plattform zu verlagern. Oft geschieht dies subtil und mit der klaren Absicht, die Regeln der Plattform zu umgehen.
  • Beispiele:
    • "Schreib mir auf Telegram/KIK, da können wir ungestört reden. Code ist in meiner Readme."
    • Gezieltes Anschreiben von Mitgliedern per Privatnachricht mit der Aufforderung, auf WhatsApp etc. zu wechseln.
    • Profile, die primär aus einer Liste von Kontaktdaten für verschiedene Messenger bestehen.
  • Analyse: Dies ist ein bewusster Regelverstoß. Das Mitglied weiß, was er tut. Die Aufklärung steht hier nicht mehr im Vordergrund, sondern die Durchsetzung der Regeln.
  • Handlungsprotokoll:
    • Inhalte sofort entfernen: Lösche die entsprechenden Angaben aus dem Profil.
    • Sanktion & klare Ansage
    • Dokumentation: Der Vorfall wird mit Verweis und der verhängten Sanktion dokumentiert.

Stufe 3: Der Spam-Bot / Scammer

  • Beschreibung: Ein Account (oft automatisiert) verbreitet massenhaft und ungezielt Links. Das Ziel ist fast immer bösartig (Phishing, Malware, Verkauf von illegalen Diensten, Betrug).
  • Beispiele:
    • Private Massennachrichten: "Hey, schau dir meine heißen Bilder an auf [Link zu Phishing-Seite]".
    • Posten von Links zu unseriösen Krypto-Börsen oder Glücksspielseiten in öffentlichen Kanälen.
    • Profile, die nur aus einem Link und einem generischen Bild bestehen.
  • Analyse: Hier gibt es nichts zu diskutieren oder aufzuklären. Dies ist ein Angriff auf die Plattform und ihre Mitglieder. Jede Sekunde, die der Account aktiv ist, stellt ein Risiko dar.
  • Handlungsprotokoll:
    • Sofortige permanente Sperre: Der Account wird ohne jede Vorwarnung permanent gesperrt.

Fremdsprachennutzung (FSN)

Grundverständnis und Zweck

Die offiziellen Sprachen der Community sind Deutsch und in Ausnahmefällen Englisch. Diese Regel existiert, um eine effektive Moderation zu gewährleisten und sicherzustellen, dass alle Mitglieder an öffentlichen Gesprächen teilhaben können und niemand ausgegrenzt wird.


Klassifizierung und Maßnahmen

1. Unbeabsichtigte Nutzung und normale Gespräche

  • Beschreibung: Ein Mitglied verwendet einzelne fremdsprachige Wörter (z.B. "Bonjour") oder bittet in seiner Muttersprache um Hilfe. Zwei Mitglieder beginnen ein Gespräch in einer anderen Sprache.
  • Handlungsprotokoll:
    • Einzelne Wörter: Werden in der Regel ignoriert.
    • Hilfesuchende: Mit einem Übersetzer den Wunsch verstehen und freundlich auf die Plattform-Sprachen hinweisen. Keine Sanktion.
    • Längere Gespräche: Zuerst eine öffentliche, freundliche Bitte, zu Deutsch oder Englisch zu wechseln. Wird dies ignoriert, folgt eine private Nachricht.

2. Missbrauch zur Regelumgehung

  • Beschreibung: Ein Mitglied wechselt bewusst in eine andere Sprache, um zu beleidigen, zu spammen oder die Moderation zu umgehen.
  • Handlungsprotokoll:
    • Sofortige Übersetzung: Den Inhalt der Nachricht mit einem Online-Übersetzer erfassen.
    • Sanktion nach Inhalt: Die Strafe richtet sich nach dem, was gesagt wurde. Eine Beleidigung auf Spanisch wird wie eine Beleidigung auf Deutsch behandelt, führt also zu einer Verwarnung oder Sperre gemäß dem entsprechenden Leitfaden.
    • Bei klarer Umgehungsabsicht: Ist die Absicht, die Moderation zu täuschen, offensichtlich, rechtfertigt dies auch ohne weiteren Verstoß eine temporäre Sperre wegen Regelmissbrauchs.

    Spamming

    Grundverständnis und Definition


    Spam ist das massenhafte oder wiederholte Senden von Nachrichten und Inhalten, das die Kommunikation für andere Mitglieder erheblich stört oder unmöglich macht. Das Ziel ist es, die normale Gesprächsgeschwindigkeit und -lesbarkeit zu unterbrechen.


    Typische Formen von Spam sind:

    • Flooding: Schnelles Senden vieler, oft kurzer Nachrichten.
    • Character/Wall-Spam: Posten von langen Zeichenketten oder Textwänden.
    • Exzessive Nutzung: Übermäßiger Gebrauch von Emojis, Stickern oder Großbuchstaben (CAPS-LOCK).
    • Wiederholungen: Ständiges Posten derselben Nachricht.

    Klassifizierung und Maßnahmen

    1. Störender Spam (Meist unbeabsichtigt)

    • Beschreibung: Ein Mitglied lässt sich mitreißen, ist überdreht oder kennt die Regeln nicht. Die Absicht ist selten böswillig, sondern eher gedankenlos.
    • Handlungsprotokoll:
      • Aufklärung zuerst: Das Mitglied freundlich (öffentlich oder privat) bitten, das Spamming zu unterlassen. Oft ist dem Mitglied das störende Verhalten nicht bewusst.
      • Deeskalierende Sanktion: Wird die Bitte ignoriert, ist ein CL das Mittel der Wahl, um die Situation zu beruhigen und dem Mitglied die Konsequenz aufzuzeigen.

    2. Böswilliger Spam & Raiding

    • Beschreibung: Ein oder mehrere Mitglieder versuchen gezielt und vorsätzlich, einen Channel durch Spam unbenutzbar zu machen. Dies schließt auch Spam-Bots mit ein.
    • Handlungsprotokoll:
      • Keine Verwarnung: Hier ist sofortiges Handeln erforderlich.
      • Einzelne Täter: Je nach Schweregrad eine längere temporäre oder permanente Sperre.
      • Bots & Raids: Alle beteiligten Accounts werden sofort und permanent gesperrt. Informiere umgehend einen Administrator, damit dieser übergeordnete Schutzmaßnahmen wie einen Channel-Lockdown oder Slow-Mode aktivieren kann.

    Verkaufsanfragen/-angebote

    Grundverständnis und Definition


    Verkaufsangebote sind alle Versuche von Mitgliedern, Waren, Dienstleistungen oder digitale Güter (z.B. Game-Accounts) gegen Echtgeld oder dessen Äquivalente auf unserer Plattform anzubieten.



    Diese Regel existiert aus zwei Gründen:

    • Identität: Wir sind eine soziale Community, kein Marktplatz.
    • Schutz: Wir wollen unsere Mitglieder vor Betrug, unseriösen Angeboten und privaten Datenaustausch für Geschäftszwecke schützen.

    Klassifizierung und Maßnahmen

    1. Beiläufige/Private Angebote

    • Beschreibung: Ein etabliertes Mitglied bietet ohne böse Absicht einmalig etwas Privates an (z.B. "Verkaufe meine alten Konzertkarten, hat jemand Interesse?"). Das Mitglied kennt die Regel wahrscheinlich nicht.
    • Handlungsprotokoll:
      • Aufklärung vor Sanktion: Den Inhalt nach Möglichkeit löschen und dem Mitglied freundlich privat erklären, warum Verkaufsangebote nicht gestattet sind und auf entsprechende Verkaufsportale verweisen.
      • Keine Sofort-Sanktion: Der Fokus liegt auf der Information. Nur bei beratungsresistentem, wiederholtem Posten ist eine Verwarnung oder ein Mute angebracht.

    2. Kommerzielle Nutzung & Betrugsversuche

    • Beschreibung: Ein Mitglied versucht, die Plattform systematisch für kommerzielle Zwecke zu nutzen, digitale Güter zu verkaufen oder postet unseriöse, betrügerische Angebote. Oft sind dies neue Accounts, die nur für diesen Zweck erstellt wurden.
    • Handlungsprotokoll:
      • Keine Aufklärung nötig: Hier ist von einer bewussten Handlung auszugehen.
      • Angebot sofort löschen: Alle entsprechenden Beiträge und Profilinhalte entfernen.
      • Konsequente Sanktion:
        • Bei systematischer kommerzieller Nutzung: Eine deutliche temporäre Sperre.
        • Bei offensichtlichem Betrug, Scam-Links oder reinen Verkaufs-Accounts: Der Account wird sofort und permanent gesperrt.

    Verleumdung

    Grundverständnis und Definition



    Verleumdung ist die wissentliche Verbreitung einer falschen, rufschädigenden Tatsache über eine andere Person. Sie untergräbt das Vertrauen in der Community und ist strengstens verboten.




    Der entscheidende Unterschied zur Beleidigung:

    • Beleidung (Meinung): "Ich finde dich arrogant." (Nicht nachprüfbar)
    • Verleumdung (Falsche Tatsache): "Mitglied XYZ hat meinen Account gehackt." (Potenziell nachprüfbar und rufschädigend)

    Unsere Aufgabe ist es, diese Unterscheidung zu treffen und die Verbreitung schädlicher Falschaussagen zu unterbinden.

    Klassifizierung und Maßnahmen

    1. Unbedachte Gerüchte / Behauptungen im kleinen Kreis

    • Beschreibung: Ein Mitglied stellt eine unbewiesene, negative Behauptung über einen anderen auf, oft im Eifer des Gefechts oder in privateren Gesprächen. Die böswillige Absicht ist nicht immer eindeutig.
    • Handlungsprotokoll:
      • Den Täter privat kontaktieren und den Unterschied zwischen Meinung und rufschädigender Tatsachenbehauptung unmissverständlich erklären.
      • Eine offizielle Verwarnung aussprechen. Eine sofortige Sperre ist hier meist nicht nötig.

    2. Öffentliche und böswillige Verleumdung

    • Beschreibung: Ein Mitglied verbreitet gezielt und öffentlich eine schwere, nachweislich falsche Anschuldigung, um den Ruf einer anderen Person massiv zu schädigen (z.B. Vorwurf krimineller Handlungen).
    • Handlungsprotokoll:
      • Sofortiges Handeln ist zum Schutz des Opfers erforderlich.
      • Hier ist keine Aufklärung mehr nötig; die schädigende Absicht ist klar.
      • Eine deutliche temporäre bis hin zur permanenten Sperre ist die angemessene Reaktion. Die Schwere der Falschaussage und der Grad der Öffentlichkeit bestimmen die Länge der Sanktion.


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